Fragen über Fragen:

Wie viel Haus kann ich mir leisten? Ziehe ich mir auch nicht den Hals zu? Was passiert, wenn was passiert? Rentiert sich das für mich überhaupt? Wem kann ich vertrauen, wer macht mir das beste Angebot und wie finde ich denjenigen?

Ähnlich einer Eheschließung ist es ein Hauskauf eine Lebensentscheidung: Ein Schritt, den du auf keinen Fall später bereuen solltest. Einer, der sich nicht ungeschehen machen lässt. Und einer, der dein Glück begründen oder bedrohen kann.

Damit die Entscheidung für dich gut und richtig sein kann, kannst du diesem einfachen, aber etwas steinigen Weg folgen:

Meilenstein 1: Will ich das wirklich?

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Ja, die Zinsen sind niedrig. Ja, Eigentum kann – unter bestimmten Bedingungen – als ein Teil der Altersversorgung verstanden werden.
Und ja, du kannst im Eigentum so ziemlich tun und lassen, was du willst.
Aber:
Auch wenn deine ganze Umgebung, deine Hausbank und die ganze Welt behauptet, Immobilieneigentum wäre todsicher und du wärst blöd, dir jetzt nichts anzuschaffen
– alle Sinnhaftigkeit nutzt dir nicht, wenn du insgeheim keine Lust hast, die Verantwortung, die mit Eigentum untrennbar einhergeht, wahrzunehmen.

Findest du Gartenarbeit doof, so solltest du dir keine zu pflegende Natur ans Bein binden – oder gleich den Gärtner mitkalkulieren.
Liebst du es, deinen Vermieter wegen eines tropfenden Wasserhahns anzurufen – so solltest du dir kein eigenes Bad kaufen.
Hasst du es, den Gehsteig zu kehren und Böden zu putzen – so solltest du dir kein Haus mit 150 qm Wohnfläche anschaffen.

Denn genau, wie du deinen Partner nicht zum Traualtar führst, nur weil er eine gute Partie ist, so kommt beim Immobilieneigentum der Appettit nicht beim Essen.

Mach dir bitte klar: Bei solchen Entscheidungen schlägt der Bauch den Verstand.
Fühlt sich der Gedanke an ein eigenes Haus nicht wie Verliebtsein an, so lässt du es.
Egal, was die anderen sagen.

[bctt tweet=“Warum man verliebt sein sollte, wenn man sich ein eigenes Haus kauft.“ username=“geldwert_anette“]

Meilenstein 2: Was will ich?

Ist die Entscheidung für das Immobilieneigentum an sich gefallen, so geht es jetzt um die Parameter, unter denen du dir den Erwerb des Eigentums vorstellst:

  • Stört es dich nicht, ein Leben lang abzubezahlen oder brauchst du es für dein Seelenheil, in 20 Jahren schuldenfrei zu sein?
  • Bist Du bereit, dich wegen etwaiger Renovierungen zusätzlich einzuschränken oder macht es dir sogar Spaß, selbst zu bosseln und zu werkeln?
  • Kannst du dir vorstellen, im Alter zu verkaufen/vermieten oder musst du mit den Füssen voran aus dem Haus getragen werden?
  • Willst du das alles ganz alleine stemmen oder kannst du auf die Unterstützung deiner Freunde und Familie zählen?
  • Ist es dir unglaublich wichtig, in der Stadtmitte zu wohnen oder kannst du auch gerne raus aufs Land? …

Meilenstein 3: Was kostet es mich?

Nach der Festlegung der obigen Eckdaten geht es jetzt darum, das erste mal über Geld nachzudenken:
Welchen persönlichen Preis bist du bereit, für dein Haus zu zahlen?

Entscheidend ist hier, nicht zu überlegen, wie viel Geld du dir monatlich aus den Rippen schneiden kannst – sondern, wie viel deines monatlichen Einkommens dich diese Lebensentscheidung kosten darf, damit es eine glückliche Entscheidung, eine glückliche Ehe wird.
Denn genauso, wie ein Ehepartner später bereuen kann, die eigene Karriere zugunsten des anderen geopfert zu haben, so kann es auch sein, dass du in 15 Jahren bereust, die letzten 15 Jahre wegen der Kreditraten keinen Urlaub gemacht zu haben.
(Natürlich ist sowohl der Karriere- als auch der Urlaubsverzicht selbst zu verantworten, das ändert aber nichts daran, dass einfacher ist, vorher darüber nachgedacht zu haben als hinterher in die Röhre zu schauen.)

Stecke ab, wieviel Geld deine Lebensqualität kostet:

  • Macht es dich glücklich, einmal die Woche ins Restaurant essen zu gehen?
  • Brauchst du Qualitätshemden, um im Job deine Rolle gut ausfüllen zu können?
  • Ist es wichtig für deine Partnerschaft, alle paar Monate ein gemeinsames Wellnesswochenende zu genießen?

Mein Glücklichmach-Tipp: Behalte diese Dir wichtigen Dinge bei!
Dir nutzt die schönste Hütte nichts, wenn dir nach ein paar Jahren das selbstgekochte Essen zu den Ohren rauskommt, du im Job nicht mehr authentisch bist oder
die Beziehung kaputtgeht!

Nachdem du jetzt weisst, wie viel Geld übrig bleiben muss, kannst du jetzt darüber nachdenken, wie viel Haus du kaufen oder bauen kannst.

Meilenstein 4: Wieviel Haus kann ich kaufen?

Lebenslange krediteDiese Frage lässt sich am besten mit Finanzbildung lösen: Entweder mit deiner eigenen oder mit der eines Beraters.
Finanzbildung erhältst du, indem du recherchierst, liest, ein Seminar besuchst, dich mit finanziell gebildeten Freunden austauschst und dich intensiv mit der Materie beschäftigst. Natürlich kann auch ein guter professioneller Berater mit dir innerhalb einer Stunde zusammen erarbeiten, in welcher Spannbreite sich das gesuchte Objekt preislich in etwa bewegen darf.

Die grundsätzliche Faustformel lautet:
Eigenkapital + Kreditsumme = Immobilienpreis incl. 10% Kaufnebenkosten

Ideal ist ein Eigenkapital von > 20% des Gesamtkaufpreises, hier ist zu prüfen, was von deinen vorhandenen Vermögenswerten dafür eingesetzt werden kann und sollte.
Die Kreditsumme errechnet sich aus einem großzügig angenommenen Zinssatz, der Gesamtlaufzeit des Kredits (das hast du in Meilenstein 2 festgelegt) und der Ratenhöhe, die sich aus Meilenstein 3 ergibt.

Diese Zahl ist deine Benchmark, deine Kaufpreis-Orientierungslinie, in deren Umfeld (10% mehr sind immer drin) du dich bewegen kannst.

Meilenstein 5: Finde deine Immobilie

Ja.
Einfach, nicht wahr?
Zum Glück handelt es sich hier ja um einen Finanzierungsratgeber und keinen Immobilienführer. 😉

Meilenstein 6: Wieviele Kosten will ich zahlen?

Natürlich weißt du, dass Hypothekenkredite auch in Niedrigzinsphasen noch eine Menge Geld kosten – und trotzdem kannst du auch in diesen Zeiten viele Tausend Euro einsparen, indem du die für dich richtige und sinnvolle Strategie wählst.

Diese Strategie mit dir und für dich zu erarbeiten, kann auch eine Aufgabe für einen Fachmann sein:
Es gilt, die richtige Kombination aus Bankdarlehen, Förderprodukten und Zins-Sicherungsmechanismen zu finden, mit Hilfe von Sondertilgungs- und Auslaufsteuerungen die nötige Flexibilität zu gewährleisten und eine genau dosierte Risikoabsicherung zu gegenwärtigen.

Entdecke die MöglichkeitenTipp:
Anzeichen für eine wenig individuelle Strategieberatung kann für dich die aufgewendete Zeit und Anzahl der Auswahlmöglichkeiten sein, die dein Finanz- oder Honorarberater dafür zugrundelegt:
Legt er dir nur einen Zettel auf den Tisch, so hat er dir zwar ein Angebot erstellt, aber keine Strategie gerechnet.
Erklärt er dir gar nicht erst, wie Wohnbauriester oder KfW funktioniert, so hat er bereits eine Standardlösung im Kopf.
Fragt er nicht nach deinen Vorstellungen und dauert die Beratung nur eine Stunde, so dreht es sich hier um Produktverkauf und nicht um Strategieberatung.

Eine solche Art der Beratung muss nicht bedeuten, dass du am Ende mit einer vollkommen unpassenden oder absolut überteuerten Finanzierung nach Hause gehst – es bedeutet aber möglicherweise, dass du erst nach der Eheschließung den ungeliebten Vetter Ed kennenlernst, der einmal im Monat ungeplant zum Essen auftaucht.

Ein recht unverkennbares Kennzeichen einer guten Strategieberatung ist die Übertragbarkeit des Ergebnisses:
Es geht nicht um das Produkt XY von einem speziellen Anbieter, sondern um die Auflistung, mit welchen Laufzeiten, welche Produktarten mit ungefähr welchen kalkulierbaren Kosten miteinander kombiniert werden können, um dein Ziel (und nur deines!) mit dem geringstmöglichen Betrag zu bezahlen.

Meilenstein 7: Wie finde ich die Produkte zur Strategie?

Was du jetzt noch leisten (oder bezahlen) musst ist reine Fleißarbeit:
Es gilt, die passenden und günstigsten Anbieter der in der Strategie erarbeiteten Produkte zu finden.
Entweder gehst du selbst mit deiner Strategie von Bank zu Bank (und ins Internet) und lässt dir die dazugehörigen Angebote erstellen (Vorsicht: bitte nicht wahllos Schufa-Anfragen unterschreiben, das drückt deinen Score!), oder du beauftragst einen Finanzierungsvermittler deiner Wahl mit der Suche nach den richtigen Anbietern.

Der Rest ist Bürokratie.

 

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