Warum wir das Kind, das wir beim Namen nennen, oft nicht leiden können.

Als Unternehmerin, die ihren Lebensunterhalt damit verdient, mit Menschen und ihren komplexen Problemen rund ums Geld zu arbeiten, liebe ich deutliche Sprache. Aber manchmal verzweifle ich auch an ihr. Zum Beispiel wenn es darum geht, die richtige Sprache für mein Angebot zu finden: Denn dann geht es nicht um Geld, sondern um Worte – und was Worte in Menschen auslösen.

12656017_1278989222127680_1836470236_oAufhänger für diese Überlegungen war die Namensgebung für einen geplanten Workshop, mit dem ich und ein paar Gleichgesinnte anderen Freiberuflern und Unternehmern helfen wollten, endlich ihren Durchbruch zum Erfolg zu schaffen.

In diesen 3 Begriffen steckte für uns alles drin, was ein Selbständiger sich für seinen beruflichen Erfolg nur wünschen kann, all das, worum es im Kern einer jeden Unternehmung geht:

  • Geld
    Es ist die Messgröße deines Umsatzes, das Benzin, das deinen Motor am laufen hält. Mit Geld bezifferst du deine Preise, bezahlst deine Angestellten, erfährst und verteilst du in jeder Kaufmannswelt Wertschätzung. Du brauchst es als Polster für schlechte Zeiten und zur Umsetzung deiner neuen Ideen. Es ist DAS Mittel, mit dem Du alles in Zahlen übersetzen und alles bewertbar machen kannst – unterm Strich ist es also das Surrogat all dessen, was du tust.
  • Macht
    Macht – was für ein wunderbarer Begriff! Das Gegenteil von Ohn(e)macht, die buchstäbliche Manifestation des Unternehmertums: Selbst machen, selbst entscheiden, nicht abhängig sein, verantwortlich sein dürfen.
  • Profit
    Der Profit ist der Verdienst des Unternehmers. Das, was ihm aus seinen Ideen, aus seinem Einsatz, seiner Risikofreude und -tragfähigkeit als Gewinn zusteht. Er ist das Bindeglied zwischen der unternehmerischen und der privaten Ebene: Der finanzielle Grund, der es mir versüßt, Unternehmer zu sein.

Ich dachte, der Name schlägt ein wie eine Bombe!

Könnt Ihr Euch vorstellen, wie groß mein Erstaunen war, als dieser Titel nur auf sehr begrenzte Gegenliebe stieß?
Und das, obwohl im Gespräch in Unternehmerkreisen ganz klar geäußert wird „Ich verdiene nicht genug Geld!“, „Ich habe nicht die Macht /die Möglichkeit, umzusetzen, was ich will!“ oder „Ich muss jeden Cent zweimal umdrehen!“…
Und dann stößt ein solcher Titel, der Lösung all dieser Probleme verheißt, auf taube Ohren?
Sehr irritierend.

Mittlerweile weiß ich, warum der Titel nicht funktioniert hat.

Denn für uns, die wir uns mit diesen Themen, mit diesen Worten schon so lange auseinandersetzen, haben sie eine vollkommen andere Bedeutung als für diejenigen, die sich damit herumschlagen.

  • Geld ist immer zu wenig.
    Geld ist Mangelware: Es verinnt zwischen den Fingern, muss so hart verdient werden, wird einem einfach abgezogen (Steuern, IHK), hat einen unangenehmen Zusammenhang mit Zahlen und Mathematik und verliert sogar an Wert, wenn man es spart.
  • Macht wird immer ausgenutzt.
    Macht haben „die Anderen“: Staaten, das Finanzamt, Diktatoren, Kapitalisten, Konzerne. Selbst Macht, die wir auf uns selbst beziehen, betrachten wir argwöhnisch darauf, ob sie uns nicht doch korrumpiert und uns zu schlechten Menschen macht.
  • Profit
    Die Kombination aus Machtmißbrauch und Geldschneiderei.

So betrachtet, ergibt sich natürlich ein vollkommen anderes Bild.

An den Tatsachen ändert sich natürlich nichts:
Als Unternehmer muss es für Dich um Geld und Profit gehen – darum, wie du Preise kalkulierst, wie Du dein Geschäftsmodell praktikabel machst und wie du reich wirst.
Denn du bist nicht (nur) Unternehmer geworden, um die Welt zu retten und ein wirklich gutes Produkt / eine wirklich gute Dienstleistung zu verkaufen.
Du hast es verdient, dir ein Vermögen aufzubauen und so viel Geld zu verdienen, dass es Dir gut geht.
Dein Unternehmen soll Dir dienen, nicht du dem Unternehmen.
„Profitabel zu sein“ ist für jede Unternehmung die Grundvoraussetzung dafür, überhaupt existieren zu dürfen.

Damit das überhaupt passieren kann, brauchst du Macht.
Du mach(s)t dein Unternehmen zu dem, was es ist, denn du triffst die Entscheidungen.
Diese Entscheidungsgewalt anzunehmen ist gar nicht so einfach, wir neigen sehr dazu, uns selbst zu begrenzen und uns Gegebeheiten unterzuordnen.

Ich habe nicht genug …Kunden, …Umsatz, …Gewinn, …Kontakte, …Zeit:

All das sind Entscheidungen, die du selbst getroffen hast – selbst wenn du geglaubt hast, sie nicht getroffen zu haben.