Kinder zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Geld zu erziehen, ist eine echte Herausforderung.
Die Gratwanderung zwischen verwöhnen und „zu-kurz-halten“ ist anstrengend: Man möchte ja auf keinen Fall daran Schuld sein, wenn der Sohn sich später verschuldet oder die Tochter glaubt, die gebratenen Tauben flögen ihr von selbst in den Mund.
Andererseits soll es dem Kind ja an nichts fehlen, auf keinen Fall soll es weniger als die anderen zur Verfügung haben oder sonst irgendeinen Mangel leiden…

Welche Tipps ich für Eltern und ihre Gelderziehung gebe, habe ich hier zusammengefasst:

Wieso ist mir das Thema so wichtig?

Als ich nach meiner Bankkarriere vor 13 Jahren selbständig gemacht habe, wurde mir sehr schnell klar, dass auch die beste Beratung nicht viel nutzt, wenn die Menschen keine finanzielle Bildung und keine gesunde innere Haltung zu ihren Finanzthemen entwickeln: Wer kein finanzielles Grundwissen hat, kann nicht umfassend verstehen, was Banker und Versicherer erzählen – und so können keine souveränen Entscheidungen getroffen werden. Stattdessen wird also halbblind und vertrauend auf die Ratschläge des Beraters gehört.

Finanzielles Wissen ist aber eben keine Allgemeinbildung – und deshalb habe ich mir die Aufgabe gestellt, es dazu zu machen: Wir haben nur dieses eine Leben und nur die eine Chance, uns rechtzeitig um unsere Finanzen zu kümmern.
Also lehre ich: Für Erwachsene in Workshops, Fortbildungen und Online-Kursen und für Jugendliche im sprichwörtlichen Geldunterricht.

Im Geldunterricht setze ich bei den Kindern an, nicht bei die Eltern.

2015-FBGeldlehrer eV Mittlerweile bringe ich den Kindern seit 12 Jahren im Ehrenamt grundsätzliche und mathematisch basierte Finanzbildung bei, natürlich in einer abgespeckten und auf junge Menschen angepassten Version: Es geht in der Hauptsache darum, was die Zeit mit Geld eigentlich anstellt. Wir arbeiten mit einer finanzmathematischen App und es ist ganz wichtig, das Thema so umzusetzen, dass es den Kindern auch Spaß macht.
Ich lehre in den Klassenstufen 9 und 10 und in der Regel über ein ganzes Schuljahr hinweg –  es geht also richtig fundiert zur Sache.
Das geniale dabei ist natürlich, dass die Kids auch ihren Eltern erzählen was sie gelernt haben – nicht selten sind manche Eltern sind irritiert, wenn ihre Kinder plötzlich mehr Finanzwissen haben als sie selbst und Fragen stellen, auf die sie nie gekommen wären… 😉

Aber wir sollten als Erwachsene nicht so streng mit uns selbst sein und nicht vergessen, dass wir weder in der Schule, noch im Studium irgendeine ernsthafte ökonomische Bildung genossen haben.

Das Thema Geld ist oft und bei vielen Menschen negativ besetzt. Wie wecke ich Begeisterung für das Thema?

Geld ist immer ambivalent besetzt, niemand hat nur schlechte Gefühle, wenn es um Geld geht: Die grundsätzliche Bereitschaft, sich über Geld zu unterhalten, ist durchaus gegeben.
Die negative Konnotation entsteht fast immer aus der Erziehung und aus pseudo-kapitalistischen Glaubenssätzen heraus: Wer mit Sprüchen wie „Geld verdirbt den Charakter“ , „Geiz ist geil!“ oder „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen!“ aufgewachsen ist, kann gar kein ausschließlich positives Verhältnis zu Geldthemen aufbauen.
Diese Verwirrungen lassen sich mit ökonomischer Bildung und ernsthaftem Hinterfragen solcher Glaubenssätze gut aufklären: dann wächst die Wertschätzung und daraus die Freude am Thema und an der innewohnenden Logik. Wenn diese bildungsbasierte Souveränität anfängt zu wachsen, hat die Angst keine Nahrung mehr, um zu gedeihen.
Mit grundsätzlichem ökonomischen Wissen und gutem Mindset hat jeder die Möglichkeit, sich selbst eine gute finanzielle Entscheidungskompetenz zu verschaffen.

Erfahrungen aus dem Geldunterricht: In manchen Familien da wird das Thema komplett außen vor gelassen. Und es gibt viele Kinder, die gar nicht wissen was ihre Eltern den ganzen Tag machen, um ihr Geld zu verdienen. Wann ist der richtige Zeitpunkt, die Kinder an dieses Thema heranzuführen?

Am besten von Anfang an, als normaler Teil des Lebens.  Bild-033-300x224Es ist keine gute Entscheidung, Kinder von Geldthemen fernzuhalten, bis sie halbwüchsig sind: So verpassen sie die erste gute Gelegenheiten, sich Grundlagen und Erfahrungen für eine eigene Meinungsbildung zu verschaffen.
Außerdem überträgt sich die Vermeidungshaltung auch auf das weitere Groß-Werden – und im Teenageralter interessiert das Thema dann eben nicht mehr, obwohl es das eigentlich müsste. Gerade im geschützten Rahmen „Familie“ sollte Geld kein Tabuthema sein: Situationen wie der typische abrupte Themenwechsel, sobald das Kind das Zimmer betritt, sind unbedingt zu vermeiden. Wir wollen ja nicht, dass unsere Kinder sich schuldig fühlen, weil sie solche Verhaltensweisen und Heimlichkeiten auf sich selbst beziehen.

Wenn das Thema Geld in der Familie angebracht wird, fallen in häufigen Fällen ja Sätze, wie: „Das können wir uns nicht leisten!“, „Das ist schon die dritte Hose diesen Monat!“ , „Du weißt ja, was dein Hobby kostet…“
Pflanzt man den Kindern damit denn auch schon negative Gefühle zum Thema Geld ein? Sollte man da gar nicht drüber reden oder doch lieber ehrlich sagen „diesen Monat geht es nicht mehr.“?

Das Thema Geld kann und sollte man auch bei den Kindern offen auf den Tisch legen – und es ist absolut kontraproduktiv, eine anklagende Haltung einzunehmen. Es ist doch nicht tragisch, den Kindern zu transportieren, dass es auch mal engere Monate gibt: Heutzutage daraus ein Tabu zu machen, ist vorsintflutlich. Früher oder später müssen sie schließlich am eigenen Leib erfahren, dass es im Finanzleben bessere und schlechtere Zeiten gibt.
Mein Vorschlag: Wenn ein Kind eine nicht zwingend notwendige Anschaffung tätigen möchte, kann man es durchaus mit in die Verantwortung nehmen. Etwas ältere Kinder kann man einfach mal fragen „Was ist denn dein Beitrag dazu?“ und sie so zum Mit-Denken animieren.

Eine oft kontrovers geführte Diskussion, ist die Frage, ob Kinder sich zuhause durch kleinere Arbeiten ihr Taschengeld aufbessern können: Warum ich dagegen bin.

Es ist sinnvoll, dass Kinder früh lernen, dass zum Gelderwerb in der Regel Arbeit notwendig ist.
Meiner Meinung nach ist es aber besser, wenn die Kinder z. Bsp. den Rasen der Nachbarn mähen anstatt den eigenen, um sich das Taschengeld aufzubessern. So lassen sich die beiden Bereiche Familie und Arbeit nicht nur für die Kinder leichter trennen. Grundsätzliche Hausarbeiten gehören nämlich zum Familienleben ohne finanzielle Gegenleistung dazu – und es ist schwer, innerhalb der Familie saubere Geschäftsbeziehungen zu führen.

Und der umgekehrten Weg? „Wenn du X nicht machst, dann bekommst du weniger oder kein Taschengeld“. Ist das eine sinnvolle Herangehensweise oder ist das eher etwas, was die Beziehung zuTonim Geld wieder schwieriger macht?

Es kommt immer darauf an wie die Beziehung zum Geld vorher aufgebaut wurde. Taschengeld ist eine Art bedingungsloses Grundeinkommen, da sollte nicht gekürzt werden. Konsequenterweise darf es dann aber auch keinen Vorschuss aufs nächste Taschengeld geben.
Einen sauberen Mittelweg, bei dem man den Kindern die Freiheit über das eigene Geld gibt und trotzdem die Hand auf alle ihre finanziellen Aktionen hält, gibt es nicht!

Jüngeren Kindern kann zu Beginn sehr helfen, zwei Sparschweine einzuführen: Eines für größere – selbstgewählte! – Sparaufgaben, das andere zum Ausgeben über die Woche (quasi als Geldbeutelersatz).
Ganz wichtig, besonders bei den Kleinen: Das Taschengeld immer in kleineren Münzen austeilen! Es tut der Kinderseele nämlich weniger weh, von einer ganzen handvoll Münzen einige wenige Stücke ins Schwein zu werfen, als gleich eines von zwei.
Auch sinnvoll ist es, ab der Grundschule Kindern mit Bargeld kleinere Einkäufe tätigen zu lassen.

money.jpgUnd um sie ganz selbstsicher auf den Weg zu schicken, ist es ideal, sie schon vorher rechnen lassen, wieviel Geld ungefähr bezahlt werden muss und wieviel Wechselgeld es dann in etwa erhält:
Das lässt den kleinen Einkäufer dann an der Kasse sehr souverän wirken und er/sie ist nicht überfordert mit gleichzeitig einpacken, aufpassen, rechnen und nachzählen…

Warum ich dazu rate, größere Kinder (naja, Teens dann eher) bei  Finanzentscheidungen, wie beispielsweise Versicherungen oder Führerschein einzubeziehen?

Ich gehe noch weiter: Zum Führerschein würde ich „das Kind“ sogar alleine losschicken: Wer demnächst ein Werkzeug bedienen kann, mit dem es sich selbst und seine Umwelt ernsthaft gefährden kann, sollte auch in der Lage sein, sorgfältig seine Fahrschule auszusuchen und sich über die finanziellen Alternativen erste Gedanken zu machen.
Der Auftrag könnte hier sein, sich z. Bsp. drei Fahrschulen anzuschauen und diese nach Kriterien wie Kosten, Dauer des Führerscheins und Sympathie des Fahrlehrers abzuchecken. Mit den gesammelten Ergebnissen kann und sollte man die endgültige Entscheidung dann gemeinsam treffen.

Natürlich auch beim Makler- oder Bankbesuch

Auch bei Versicherungs oder Bankgesprächen ist es sinnvoll, größere Kinder einzubeziehen: So haben sie doch schon mal erlebt, wie so ein Gespräch geführt wird und sie können lernen, wie die Eltern nachfragen, abwägen und Entscheidungen treffen. Ich würde den Teenager im Vorfeld sogar ermuntern, in einem solchen „Erwachsenengespräch“ Fragen zu stellen! Wenn nämlich der Finanzprofi dem Jugendlichen seine Frage nicht verständlich beantworten kann oder will, so hat er/sie möglicherweise die falsche Berufswahl getroffen. 😉

Außerdem: Auch Eltern lernen bei dieser Gelegenheit dazu, denn häufig trauen sich Erwachsene nicht, zu viele oder vermeintlich dumme Fragen zu stellen…

Mein bester Tipp:

Am Besten lernen Kinder, wenn ihnen die Eltern sicheres, selbstbewusstes und werteorientiertes Geldverhalten vorleben. Wem das schwerfällt oder wer unsicher ist, der sollte auch den Kindern gegenüber offen damit umgehen – und daran arbeiten. Es ist nie zu spät für mehr Wissen! Kinder haben Respekt vor Eltern, die sich nicht als allwissende Macht darstellen und bereit sind, Neues zu lernen.

 

 

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