Ein Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim hat gemeinsam mit dem Ulmer H&H Communication Lab untersucht, wie verständlich Unterlagen von Banken sind: sie haben 168 Geschäftsbedingungen, Produktinformationen oder Vertragsbedingungen unter die Lupe genommen und mittels eines neuen Computerprogramms auf Verständlichkeit überprüft.
Natürlich könnte man auch einfach echten Kunden die Unterlagen in die Hand drücken und fragen, ob sie problemlos verstehen können, was der Inhalt ist – aber wie wir alle wissen, wäre das 1. zu einfach und 2. nicht objektiv genug.
Es wurde also objektiv auf Schachtelsätze, Anglizismen, neutral-Formulierungen und ähnliches untersucht und in eine Skala von 0 (extrem unverständlich) bis 20 (einfach/leicht zu verstehen) eingeteilt.

Confused woman.Falls Ihr also schonmal an Euch gezweifelt habt, weil Ihr die Informationen von Eurer Bank nicht beim ersten (oder zweiten) Lesen verstanden habt, so habt Ihr es nun amtlich:

Es liegt nicht an Euch!

Denn gemäß des Artikels in der Welt.de liegen die meisten Bankinformationen im unteren Drittel der Skala, allein die Erklärung zu einem Sparplan einer Volksbank erreichte einen guten Verständlichkeitswert von um die 14. Ich vermute, das liegt wohl daran, dass es selbst mit guten Willen sehr schwierig ist, ein so simples Produkt wie einen Sparplan mit vielen komplizierten Worten bis zur Unkenntlichkeit auszuschmücken..

Im Artikel wird die angedeutet, dass es ja vielleicht Absicht sein könnte, so kompliziert zu formulieren.
Absicht, den Kunden im Unklaren zu lassen über Risikoaspekte.
Absicht, die Bank auf einen „Wissenssockel“ zu stellen und den Kunden zu verunsichern.
Absicht, sich in alle Richtungen abzusichern.

Die Absicht ist im Recht

Ja, Banken kommunizieren mit Absicht so schwammig. Eine einfache, deutliche Sprache in den rechtlich bindenden Schriftstücken (und bei Banken ist alles rechtlich bindend) hätte nämlich unabsehbare Folgen:
Um überhaupt noch verkaufen zu können, müssten sie nämlich ernsthaft aufklären und sich viel mehr Zeit für ihre Kunden nehmen.
Sie würden sich Fragen stellen lassen müssen und ihre Berater so weit schulen, dass sie die Fragen auch beantworten könnten.
Sie müssten sich verbindlich festlegen und könnten sich nicht mit „Das haben Sie aber falsch verstanden!“ aus indifferenten Situationen rauswinden.

Ich kann die Banken verstehen.

Ich verstehe, dass sie sich in heutigen Zeiten, in denen Schadenersatz dafür verlangt werden kann, dass jemand sich an heißen Kaffee die Lippen verbrennt, gegen alle Eventualitäten absichern muss. Ich verstehe, dass die Zeit nicht zur Verfügung steht, die Kunden über komplexe Produkte so aufzuklären, wie es notwendig wäre.

Ich verstehe, dass (viele) Banken (immer noch) glauben, mit abhängigen Kunden mehr Gewinn zu machen.

 

 

 

Weitere Artikel von mir zu diesem Themenkreis:

-> Bankberatung – und wie man damit viel Geld verdienen kann. (Vorsicht: lang und böse!)

-> Bullshitbingo für Verbraucher und Berater