Schlaglicht am Mittwoch*: Wie schaffe ich es, dass ich finanziell ausatmen kann, um mit Strategie zu planen?

Kennst Du das: „Ich lösche immer Feuer, und immer dann, wenn ich das Gefühl habe, dass es besser läuft, bricht mir eine Zahlung weg oder ich kriege Post vom Finanzamt oder etwas Teures geht kaputt. So langsam erkenne ich: Das ist kein wirkliches Schicksal, das hat mit schlechter Planung zu tun.“?

Wenn es Dir auch so geht, so kann ich Dich trotz all dem Mist schon beglückwünschen:
Allein die Erkenntnis „Hey – das passiert mir nicht, das habe ich mir selbst eingebrockt!“ ist der größte und schwierigste Schritt, um diesen Kreislauf zu verlassen!

Selbsterkenntnis und Besserung

Menschen mit andauernden Geldproblemen haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben nie gespart. Zumindest nicht genug.
Ob sie es nicht getan haben, weil sie nie die Gelegenheit dazu hatten oder ob sie, als sie hätten sparen können, das Geld lieber ausgegeben haben, ist dabei im Moment vollkommen unerheblich. Fakt ist:
Irgendwann kommt der Punkt, an dem die zwingend notwendigen Ausgaben die vorhandenen Einnahmen überschreiten.
Und hast Du einmal mit Schulden machen angefangen, so ist es oft eine Abwärts-Spirale, die sich da zu drehen beginnt. Neue Löcher tun sich auf, man fängt an, aus dem Dispo heraus die fälligen Kreditraten zu bezahlen und die dummerweise gerade kaputtgegangene Waschmaschine mit Hilfe der nächsten 0%-Finanzierung zu kaufen… ehe Du Dich versiehst, steckst Du in einem Kuddelmuddel aus Verbindlichkeiten und drohenden Zahlungen drin, der Dich bis zur Existenszangst und Depression treiben kann.

Ab hier gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder erkennst Du vorurteilsfrei an, dass Du verantwortlich bist  – und nimmst damit die Herausforderung an, Dich da wieder rauszuarbeiten.
Oder Du machst die Umstände, das Finanzamt, den Ex-Partner, die Familie, die wasauchimmer verantwortlich – und verbringst Deine restliche Zeit damit, ein Leben von der Hand in den Mund zu führen.

Das Gesetz der Anziehung

Zwischen der Erkenntnis und vor der der Besserung steht allerdings noch das Gesetz der Anziehung:
Du hast zwar verstanden, dass nur Du selbst Deine Situation ändern kannst, vielleicht hast Du schon einen Plan, wie Du mit der Besserung anfangen kannst – aber übermorgen fährt Dir jemand ins Auto und Du (?!) bist schuld… Warum auch immer: Die Scheiße scheint an Dir zu kleben.

Wie das funktioniert, warum genau sowas passiert, kann ich Dir nicht erklären (ich weiß es nämlich nicht) – ich weiß aber, dass es tatsächlich so ist.
Wichtig dabei ist: Es funktioniert nicht nur im Schlechten, sondern auch im Guten!

Und deshalb ist das tatsächlich mein halb-esoterischer und komplett spiritueller Rat an alle, denen das finanzielle Pech hinterherläuft:

Schau nicht zurück. Sei Dir bewusst, dass Geld ist immer nur ein Ausdruck, ein Ausgleich für etwas anderes ist.
Fang an, an Dein finanzielles Glück zu glauben.
Lerne, Dir und Deinen Fähigkeiten, Geld zu generieren, zu vertrauen.

(P.S.: Ich wollte immer schon mal ein Katzenfoto posten. Darf ich vorstellen: Smilla, unser 3-beiniges Schmuseläppchen.)

Falls Du Katzenbesitzer bist, weißt Du, was ich meine, wenn ich sage: Behandele Geld, als wäre es eine Katze.

  • Nicht zwingen, aber ein gutes Umfeld bereitstellen.
  • Nicht disziplinieren, aber klare Grenzen einhalten.
  • Nicht hinterherlaufen, aber kommen lassen.

 

Handfestes

Mein zweiter Rat ist deutlich realer: Mach knallharten Kassensturz.

Ich gehe mal davon aus, dass Du alle Deine Verbindlichkeiten sauber aufgelistet und zusammengerechnet hast (wenn nicht, wäre es jetzt an der Zeit) – jetzt geht es darum, zu schauen, was Du auf der Habenseite finden kannst:

  • Alle Deine (Rückkaufs)Werte von Versicherungen, Sparbüchern, herumdümpelnden Fonds müssen überprüft und im Zweifel in Geld getauscht werden.
    Diese Maßnahme muss im Einzelfall sorgfältig abgewägt werden – und ja, es kann sein, dass Du Dir hier einen echten Verlust einfährst.
    Aber: Was nutzt Dir eine tolle Rentenversicherung, wenn Du nicht weißt, wie Du überhaupt bis zur Rente kommen sollst?
    Und noch dazu: Wenn Du im Alter Grundsicherung beantragen müsstest, würde Dir die Versicherung ja sowieso abgezogen… also, zieh Dich lieber jetzt aus dem Sumpf und sorge von vorne dafür, dass Du Dir für später ein Vermögen aufbaust!
  • Erbstücke und Gesammeltes: Alte Eheringe, Tafelsilber, das gute Porzellan… wenn es nicht gerade das emotionalste Stück Deiner Familiengschichte ist, verkaufe es.
  • Kinderkleider und andere Klamotten, überzählige Bücher usw.: Kleinvieh macht auch Mist. Ebay & Co. machen zwar eine Menge Arbeit, bringen aber auch Haushaltsgeld aufs Konto.
  • Dein Auto? Ja, Dein Auto! Wie viel ist es noch wert, könnte es Sinn machen, es gegen ein Günstigeres, Kleineres, Hässlicheres einzutauschen?
  • Hast Du jemandem Geld geliehen? Wenn ja – jetzt ist es an der Zeit, es zurückzufordern. Dein bester Freund wird verstehen, dass Du ihm das nächste mal nur dann helfen kannst, wenn Du selbst besser dastehst.
  • Ganz, ganz Hardcore und nur im Extremfall anzuwenden (und wenn ihr eine sehr gute Beziehung miteinander habt!): Hast Du (irgendwann mal) ein Erbe zu erwarten und es geht den Erblassern finanziell recht gut? Frage, ob Du einen Vorschuss auf Deinen Pflichtteil haben kannst. Für Stolz ist in diesem Fall kein Platz mehr, für Dankbarkeit dagegen schon.

Mein dritter Rat: Ausgaben reduzieren. Auch knallhart.

Theoretisch sollte Dein Verbindlichkeitenberg schon ziemlich abgeschmolzen sein. Wenn Deine Spirale noch nicht zu runtergedreht war, bist Du vielleicht schon aus dem Gröbsten raus – mach aber trotzdem weiter. Nichtsdestotrotz hat Geld ja die Angwohnheit, in irgendwelchen Ritzen zu versickern, also geht es jetzt darum, diese Ritzen zu verstopfen:
Hol Dir Deine Kontoauszüge und gehe Deine monatlichen Ausgaben durch.

  • Fitnessstudio? Gehst Du nur sporadisch hin? – weg damit.
  • Fernsehzeitung (wer hat sowas heute noch?) – weg damit.
  • Sky und andere „Kostetjanichtviel/Kannmansichjamalgönnen“-Unterhaltsamkeiten? – weg damit.
  • Netzwerk- und Vereinsbeiträge? Nutzt Du es nicht aktiv – weg damit.
  • Versicherungsbeiträge (siehe oben)? Wenn nicht absolut notwendig – weg damit.
  • Telefon/Handy/Internetanschluss? Gibt es bestimmt alles billiger…
  • Die Bank selbst: Kontoführungsgebühren und hohe Dispozinsen? – weg damit (wenn es geht).

Du kannst natürlich noch Deine Krankenkasse und Deinen Stromanbieter überprüfen – hier gibt es ja einschlägige Vergleichsportale. Gerade bei der Krankenkasse gebe ich aber zu Bedenken, dass es nach meiner Erfahrung im Ernstfall durchaus einen Unterschied machen kann, wenn Du sagen kannst: „Wissen Sie, ich bin jetzt schon so lange bei Ihnen Mitglied….“

[bctt tweet=“Knietief im Dispo? Hier findest Du Denkanstöße, aus der Misere herauszukommen.“ username=“geldwert_anette“]

Der Weg zur Bank: Umschulden

Warum der Weg zur Bank erst mein 4ter Ratschlag ist fragst Du Dich? Weil Du hier schon wieder Schulden mit Schulden bekämpfst.
Konsumschulden – und alles außer Hypothekendarlehen, also Hausfinanzierungen, sind Konsumschulden – machen was mit einem, erstrecht, wenn sie kein Geld in Form von Zinsen kosten. Deshalb habe ich auch nicht vorgeschlagen, Dir Geld von Freunden oder Familie zu leihen, auch wenn das natürlich eine legitime Möglichkeit gewesen wäre.
Wenn Du also Feuer mit Feuer bekämpfen musst, so ist der Weg zur Bank wenigstens ein Geschäft auf Augenhöhe:
Lass Dich nicht in eine Bittstellerposition hineinreden, denn es geht hier nicht darum, Dir zu helfen: Sie verkaufen Dir ein Kredit und Du bezahlst diese Dienstleistung.

Selbstverständlich sollst Du nicht auftreten, als wärest Du Graf Koks – aber Du brauchst auch keineswegs das Gefühl haben, irgendetwas außer Geld schuldig zu sein.
Eine Bank wird Dir einen Umschuldungskredit nur dann genehmigen, wenn es in ihre Geschäftspolitik und ihre Zahlen passt.

Für Freiberufler ist es ungleich schwerer als für Angestellte, eine Bank mit der passenden Geschäftspolitik zu finden, aber die Zahlen – also Einnahmen minus Ausgaben – müssen immer und egal wo, passen – auch deshalb musst Du die Ausgabensituation vor dem Bankgespräch geklärt haben.
Wenn Deine Bonität nicht vollkommen desolat ist, sollte das aber durchaus zu bewerkstelligen sein.

Ist bei aller Liebe und Bemühung keine Bank zu finden, die die Umschuldung der jetzt noch verbliebenen Verbindlichkeiten übernimmt, so bleibt noch ein letzter – sehr unangenehmer – Ausweg:
Du brauchst jemanden, der mit Dir zusammen für das neue Darlehen geradesteht – also einen Bürgen oder einen Mit-Kreditnehmer. Hier bleibt meistens nur die Familie übrig…

Schlußstrich und Neuanfang

Wenn alles gutgegangen ist, stehst Du jetzt mit einem glatten Girokonto und ohne – bzw. nur noch einer – Verpflichtung an Deinem neuen Tag 1. Ab jetzt wird alles anders, denn jetzt kannst Du die grünen Zweige – wenn auch von unten – sehen. Am schnellsten drauf sitzen kannst Du, wenn Du

  • an deiner Einnahmesituation arbeitest. Das gehört zum Teil natürlich schon in die Maßnahmen, um aus dem Mist rauszukommen
    – aber es macht deutlich mehr Spaß, für Dein Vermögen als gegen Deine Schulden zu arbeiten! Jetzt kannst Du nämlich wieder Luft ziehen und darüber nachdenken, wie Du mehr Geld verdienen kannst… (ein Thema, das einen eigenen Blogbeitrag verdient!)
  • sofort anfängst, „Häufchen zu machen“.
    Mindestens 2 Sparkonten und eine heimliche Kaffeedose (oder was auch immer Du Dir als Aufbewahrungsort für Bargeld aussuchst) müssen es schon sein. Ein Sparbuch (oder Tagesgeld – am Anfang ist das eher egal) für Dinge, mit denen Du Dich belohnen darfst (denn das Geld dient Dir, nicht umgekehrt!) und eins für Waschmaschinen, Autopannen, Finanzamt und Versicherungen.
    Bespart werden diese Konten monatlich – und zwar immer am Anfang von Monat.
    Diese Zahlungen müssen direkt von den Eingängen heraus weggehen! Das mag am Anfang zwar bedrohlich erscheinen – Du wirst aber sehen, dass es deutlich besser funktioniert, als wenn Du weglegst, was übrigbleibt. (Es bleibt nämlich nichts übrig….)
    Die Kaffeedose ist ideal für Kleingeld – und zwar alles an Kleingeld, inklusive Silberlinge, was Du am Abend in Deinem Portemonnaie findest. Alle paar Monate nachgezählt, kommt da ein rechtes Sümmchen zusammen… davon kannst Du anfangen, Dir z. Bsp. Fonds für Dein Vermögen/Deine Altersvorsorge zu kaufen.
  • Dich finanzbildest. Ja, sie muss jetzt noch kommen, die Finanzbildung: Wenn Du Dich soweit erholt hast (Geldsorgen sind tatsächlich sowas wie eine schwere Krankheit), so ist es an der Zeit, Dir Ziele zu setzen und die Mittel zu lernen, Deine Ziele auch zu erreichen.
    Ob Du das nun mit meinem Kurs, mit (m)einem Coaching oder mittels Büchern und Internetrecherche machst, ist erstmal vollkommen egal (mir natürlich nicht, aber es geht ja nicht um mich): Du findest den sichersten Weg zu Deinen grünen Zweig am besten, wenn Du ihn selbst ausarbeitest.

    Im Vergleich zu dem, was Du hinter Dir hast, ist das ein Spaziergang.

 


 

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Ich beantworte sie immer Mittwochs in einem Artikel/Post so knackig und so eindeutig als möglich.
Ich freue mich auf Deine Fragen!

 

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