In der Wirtschaftswoche erschien just wieder ein Artikel über das Verschuldungsverhalten der Deutschen, in dem der Autor Andreas Toller die aktuellsten Zahlen präsentiert und schreibt: „Ein Drittel der Bevölkerung nimmt also die Chance wahr, Ausgaben über einen längeren Zeitraum zu verteilen, den Nutzen aber sofort zu realisieren.“

Was ist an diesen extrem billigen Finanzierungen denn eigentlich so gefährlich?

  • Günstig ist nicht gleich günstig! Auch 0%- Finanzierungen sind nur für denjenigen Verbraucher sinnvoll, der alle Aspekte eines solchen Angebots bewerten kann, d.h. er kann einen eventuellen Barpreisrabatt gegenrechnen und ist sich bewusst, dass die finanzierende Bank (wenn vorne Media-Markt drauf steht, ist in der Finanzierung noch lange nicht Media-Markt drin!) das Angebot nicht aus Menschenliebe macht. *
  • A pros pos Menschliebe: Was hat die finanzierende Bank davon? Sie hat einen neuen Kunden! Den kann sie mit Werbeananrufen, Kreditkartenlockangeboten und wahnsinnig tollen weiteren günstigen (oder vielleicht doch nicht sooo günstigen?) Krediten in ihren Bann ziehen. Das funktioniert natürlich nicht bei Jedem – aber wenn es nicht bei genügend Verbrauchern gelingen würde, würden sie es nicht tun. Unterm Strich stimmt der Gewinn: der Markt ist eng, der Kuchen ist verteilt und die Krümel wollen hart umkämpft werden. *
  • Haben-Wollen als Therapieersatz
    Menschen neigen dazu, sich belohnen und ablenken zu wollen, wenn es ihnen nicht gut geht. In Zeiten, in denen Unsicherheit groß und bewusste Lebensführung (noch) kleingeschrieben wird, machen es die billigen Finanzierungen einfach, unserem selbst-Tröstungs-Impuls mal eben so nachzugeben. 60,- €uro Kreditrate sind sind immer drin – und immerhin können wir beim abendlichen Couch-Versinken mit einem 150cm-in der Diagonale-großen-Fernseher viel besser vergessen, wie öde oder anstrengend der Arbeitstalltag war.
  • Konsumrausch
    Nach einem halben Jahr ist die Freude und die Ablenkung aus dem letzten Trösterli vergangen und ein neues Elektrogimmick, Urlaub, was auch immer für ein Ding muß her. 60,- Euro Wohlfühlrate hier, 40,- €uro Prestigerate dort – und irgendwann gibt auch noch das Auto seinen Geist auf. Oder die Waschmaschine läuft aus. Von Belohnung kann nun keine Rede mehr sein – aber die Sparrate für die NotwendigkeitenConfused woman. steckt ja im Fernseher…
  • macht Durchfall
    Böse Zungen behaupten, die Elektroindustrie produziere ihre Ware mit einem eingebauten Verfallsdatum, das merkwürdigerweise kurz nach Garantieablauf erreicht ist. Das mag vielleicht übelste Verschwörungstheorie sein – zumindest halte ich es aber für Utopie, heute bei dem Kauf einer Waschmaschine damit zu rechnen, dass sie 25 Jahre lang klaglos ihren Dienst tut. Und bei Handy- oder Computertechnik ist Zeit sowieo nur Schall und Rauch…
    Mit der Wahrscheinlichkeit, dass ein Ding kaputt geht, obwohl es noch nicht mal ganz bezahlt ist, treibt die Verschuldungsspirale ziemlich schnell enge Schleifen.

Es spricht nichts dagegen, eine echte Supergünstig-Finanzierung * zu nutzen, wenn ich im Gegenzug das Geld sowieso schon auf dem Konto (am besten noch gut verzinst oder nett investiert) liegen und generell einen sehr guten Überblick über meine Haushaltsführung habe. Augen auf beim Konsumkauf: „sinnvoll“ Schulden für Dinge zu machen erfordert einen spitzen Bleistift und einen kühlen Kopf. Frust, Gier und Ungedanken sind hier noch schlechtere Ratgeber als sonst…

 

* Psst… das schreit danach, kurz auf meine Workshops hinzuweisen,
da lernt man das nämlich alles beurteilen.
`Tschuldigung. Ich ich bin ja schon still.
😉