easy Credit – ein Mitglied der genossenschaftlichen Bankengruppe – hat zur Blogparade zum Thema finanzielle Bildung aufgerufen.

Ich bin mir zwar sicher, dass es in dieser Blogparade eigentlich nicht darum gehen sollte, sich kritische Stimmen einzufangen (sorry, easyCredit!), aber bei mir schrillen sofort alle Alarmglocken los, wenn die etablierte Finanzbranche auf Confused emoticonein Trendthema aufspringt: ich war so lange ein Teil dieser Maschinerie, dass ich einfach nicht glauben kann, dass sich die Bankenwelt hier tatsächlich einem gesellschaftlichen Auftrag verschrieben haben sollte.

Besonders „angetickert“ hat mich in dem Artikel der Satz:  „Für easyCredit und die Volksbanken Raiffeisenbanken ist das Thema Finanzielle Bildung eine Herzensangelegenheit!“
Hallo? Herzensangelegenheit?

Seit wann haben Banken, ja seit wann können Banken überhaupt ein Herz haben?

Ich glaube gerne, dass es engagierte Mitarbeiter bis hinauf in Führungsebenen gibt, die wirklich überzeugt davon sind, mit dem, was sie unter #Finanzbildung verstehen, Gutes zu tun – aber ich schwöre Stein und Bein darauf, dass es konzernweit niemals – niemals – aus vollkommen uneigennützigen Gründen geschieht.

Genossenschaftsbanken und Sparkassen sind als Volks-Banken zwar weniger gewinnorientiert als Geschäftsbanken, doch auch hier sitzen schlaue Leute aus den Marketingabteilungen mit Strategieberatern und dem Vorstand zusammen und überlegen sich:

„Wie können wir (Neu-)Kunden gewinnen?“

„Womit ködern wir Menschen, denen wir (noch) nichts verkaufen können, damit sie uns vertrauen? Wie zeigen wir aller Welt, dass wir nicht gierig sind, obwohl auch wir Angestellte reduzieren und Beratung automatisieren?“

Ich bin also zwiegespalten:

Einerseits ist jede Aktion, die finanzielle Bildung in die Masse bringt, eine sinnvolle Aktion.

20140411_121947Andereseits ist es mir zutiefst suspekt, dies von Unternehmen durchgeführt zu sehen, die sich „Mach Schulden – schnell und einfach!“ auf die Fahne geschrieben haben. Entweder wissen sie also nicht recht, wovon sie reden (halte ich für ausgeschlossen) oder sie betreiben Augenwischerei (schon eher).

 

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Es es nichts dagegen einzuwenden, Gutes zu tun und darüber zu reden. Gutes zu tun, nur um darüber reden zu können, müpfelt aber – zumindest in meiner Nase.

Denn wenn easyCredit es ernst meinen sollte, was sie da behaupten, so müssten sie konsequenterweise morgen ihr Geschäftsmodell ändern:

Gerade wer über Finanzbildung verfügt und nicht durch unbillige Umstände gezwungen ist, wird nie auf die Idee kommen, sich für Hoppsassa und Trallala („Sie planen eine größere Reise? Sie möchten Ihre Wohnung neu einrichten oder benötigen schnell Geld für eine Autoreparatur? Egal – für einen Kredit gibt es viele Gründe!“) einen Kredit aufzunehmen!

Schauen wir uns mal an, welche Projekte beim „Fanpreis 2014 des easyCredit-Preis für Finanzielle Bildung“ zur Debatte stehen:
neben hochlobenswerten Aktionen von Volksbanken zusammen mit Schülergruppen zur Realisierung von Genossenschaften (vom vollwertigem Schulessen bis zu Druckereierzeugnissen) und intrensischen Aktionen (Schüler erarbeiten selbst Themen und Vorträge, finanzielle Unterstützung von gemeinnützigen Aktionen im Bildungsbereich) geht es auch um eigene bankinitiierte Workshops, Vorträge und Seminare.
Manches davon ist recht annehmbar, manches sogar toll, bei einigen rollen sich mir die Fußnägel hoch: Was glaubt Ihr, was mit den Adressen aus dem „damit verbundenen Gewinnspiel“ passiert?

 

Solide gehts doch auch:

Ethik

Warum lassen Volks- und Raiffeisenbanken (und auch easyCredit, gerne!) nicht echte Geldlehrer ausbilden? Die unterrichten nämlich objektiv meinungsbildend und fundiert, ohne Produkt- oder Konzerninteressen, sogar ohne Adressenverwertung. Das würde doch mal ein wirklich gutes Licht auf sie werfen und einen vollkommen geruchlosen Beitrag zur Finanzbildung schaffen.
Dann bekämen sie auch einen ganz besonders netten Beitrag zu ihrer Blogparade.

 

Weitere Artikel zum Thema #Finanzbildung:

-> Vom Vorteil der finanziellen Bildung
-> Finanzbildung ist doch Euer Job!
-> Und wieder wackelt der Schwanz mit dem Hund!

 

Und hier gibt es echte Finanzbildung für Erwachsene: www.finanzbildung-online.de