ist der Zins. Und noch schlimmer: der Zinseszins.
Es gibt unzählige Bücher und Filme, die deutlich belegen, dass die Systematik von Zins und Zinseszins Ursache für Wirtschaftskrisen, Armut und (fast) alle Übel dieser Welt sind – und schon waren, seit es „Geld“ überhaupt gibt. Nicht umsonst war es Christen schon von früh an verboten, Geld gegen Zins zu verleihen, nicht umsonst wurde dieser Job den sowieso schon unbeliebten Juden aufoktroyiert und nicht umsonst stehen heute die Banken in fast haßerfüllter Kritik.
Privathaushalte und Unternehmen jeder Art müssen wegen der Zinsen Insolvenz anmelden – nicht unbedingt weil sie ungehemmt neue Schulden aufgehäuft hätten – sondern, weil sie schlicht unterschätzt haben, wie schnell aus vermeintlich wenig untragbar viel werden kann. Die Zinsen fressen sie auf: ein Girokonto, das mit nur 1000,- € überzogen ist, braucht nur knapp viereinhalb Jahre, um auf 2000,- € Schulden anzuwachsen. Eine notwendig gewordene Reduktion einer Kreditrate von 750,- auf 500,-€ wegen steigender Nebenkosten oder Wegfall eines Arbeitsplatzes kostet über 90.000,- Euro zusätzlich an Zinsen – und das, ohne, dass am Zinssatz selbst überhaupt etwas geändert worden wäre! (Allein schon bei einer Finanzierung von 150.000,- € bei 3,6%…)
Auch Volkswirtschaften kranken am Zins, sie können gar nicht genug Steuern erheben, damit es überhaupt reicht, um die Zinsen der bereits aufgenommenen Kredite zu bezahlen. Also müssen sie dafür neue Kredite aufnehmen. Unsere in Deutschland angestrebte und oft verfluchte Schuldenbremse besteht darin, unseren Staatshaushalt so weit zu reglementieren, dass dieser Teufelskreis: „neue Schulden zum Bezahlen der `alten` Zinsen“ durchbrochen wird – denn nur so kann eine echte Sanierung der Staatskasse überhaupt möglich werden.
So lange also nicht wirklich Kredite getilgt, die Schulden tatsächlich verringert werden, so lange werden die Zahlen immer grösser. Die Geldmenge muss steigen (denn irgendwo hinter den ganzen Zahlen in den vielen Kontobüchern muss sich auch irgendwann echtes Geld verstecken) und so ist eine Insolvenz beim Privathaushalt/Unternehmen bzw. eine Inflation in der Volkswirtschaft unvermeidlich.
Es ist also klar: der Zins ist der Teufel, der Fehler liegt im System.
Dann lasst uns aber mal weiter denken. Schaffen wir den Zins doch mal ab.
Das müsste doch traumhafte Folgen zeigen: niemand zahlt mehr Zinsen, Hausfinanzierungen gibts umsonst, die Firmen senken alle Preise. Der Staat senkt die Steuern und braucht fast nur noch Geld, um massenhaft Schulen, Krankenhäuser und Strassen zu bauen…
Es herrschen paradiesische Zustände.
Hmm.
Wer gibt mir denn dann das Geld, das ich nicht habe, um mir das gewünschte Haus zu kaufen?
Die Bank?
Warum?
Welchen Anreiz sollte die Bank denn haben, mir das Geld zu geben?
Wer gibt dem Unternehmen das Geld, eine neue Halle zu bauen?
Der Nachbar? Der Freund?
Und warum sollte er das tun, was hat er davon?
Die vage Hoffnung, dass er sein Geld wieder zurück bekommt und als Dank einen freundlichen Händedruck?
Wer gibt dem Staat das Geld, dass er vielleicht kurzfristig braucht, um Nothilfe zu leisten, weil ein Jahrhunderthochwasser ganze Landstriche brachlegt?
Die Anleger, die Versicherungen?
Aber warum sollten sie denn dem Staat Geld geben wollen? Sie bekommen ja nichts dafür. Beim Staat gibt es ja genauso keine Zinsen wie bei der Bank.
Es gäbe übrigens auch keine nicht solidarbasierte Altersvorsorge mehr – wir müssen also 1 zu 1 das Geld, das wir für unser nicht-mehr-berufstätiges Alter brauchen, sparen.
Und zwar genau so viel, wie wir brauchen.
Denn von selbst wird es nicht mehr.
Wenn es alle ist, haben wir übrigens Pech gehabt, denn mittlerweile wissen wir ja, dass uns niemand mehr etwas leiht…
Keine Anlagezinsen. Keine Kreditzinsen.
Im Guten wie im Schlechten: das Geld selbst kann nicht mehr arbeiten – und wenn Geld nicht arbeitet, heißt das, dass nur noch die Menschen arbeiten.
Das klingt nach „Arbeiter- und Bauernstaat“ – und genau diese Form der Volkswirtschaft wäre die zwangsläufige Folge der Abschaffung von Zins und Zinseszins.
So lange also niemand eine echte Alternative zum Zins erfindet, ist er nicht nur Wurzel allen Übels – sondern auch Grundlage der Marktwirtschaft und (wenn auch nur periodenweise) funktionierender Demokratie.
Ich frag mal als Doofie: warum kann ein Kredit nicht einen vorher festegelegten Betrag X „kosten“? Warum kann man nicht bei Nichterfüllung der Rückzahlung „Mahngebühren“ erheben? Ein Kredit ist eine einmalige Dienstleistung, sie könnte auch einmalig kosten. Wäre ein Vielfaches transparenter. Ich befürchte nur, dass sich dann keiner mehr Geld leiht, wenn er sieht, was das tatsächlich kostet 🙂
Prinzipiell ist ein Zinssatz ja auch ein vorher festgelegter Betrag – es rechnet sich nur niemand genau aus. Außerdem spielt ja auch der Zeitfaktor eine große Rolle: bei Konsumkrediten über kurze Laufzeiten steht es relativ deutlich (auch in absoluten Zahlen) in den Verträgen – bei langlaufenden Hausfinanzierungen sieht das anders aus. Und Mahngebühren gibt es selbstverständlich auch! 😉
Mag sein, dass der Zinssatz ein festgelgter Betrag ist – der Zinseszins bricht dem Modell aber den Hals. gehört für mich noch in die Zeit, als man es nach Möglichkeit so intransparent wie möglich gemacht hat, mit grossen Schneisen, die das einfach Geldverdienen ermöglicht haben…
Ja, in der Theorie bläht der Zinseszins am Ende alles ins Unmögliche auf. In unserer kleinen Individual-Lebenspraxis ist er aber berechenbar – und auch hier gilt: kann ich es berechnen, so kann ich es auch bewerten. Und wenn ich es bewerten kann – so kann ich mich auch entscheiden! 🙂