Businessman like an ostrichVor kurzem wurde eine vom IWF beauftragte Studie veröffentlicht, deren Kernaussage folgendermaßen lautet:
Die Lösung der europäischen Schuldenkrise wird durch brachiale Maßnahmen erfolgen. Die Idee, die europäischen Staaten könnten sich durch einen „Sparkurs“, „Verschiebung in die Zukunft“ und „Wachstum“ aus der Krise befreien, wird von den Autoren als schlichte Illusion entlarvt. Die Politik befinde sich in einem Zustand der „Leugnung“ der Realität und hoffe allen Ernstes, dass das Schulden-Desaster mit einigen wohldosierten Maßnahmen beendet werden könne.“

Dieser Artikel aus Die Zeit ist bekannt neutral (und damit beängstigend genug) formuliert – andere Publikationen aber, wie z. Bsp. die „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“ (man schaue sich hier mal das Impressum an und google den Verleger – Bild Dir Deine Meinung!) schlachten solche Veröffentlichungen für ihre Zwecke (Populismus) oder zur „Vertriebsunterstützung“ aus.

Anlässlich des Postings eines gut auf neutral getarnten Artikels (einer Immobilienfirma!) zu dieser Studie konnte ich nicht umhin, einen zynischen Kommentar darunter zu schreiben, denn ich nutze

facebook als Blick über den Tellerrand und Ohr am Zeitgeist.

Und manchmal – nur manchmal! – , hat frau ja Glück: es entwickelte sich ein Dialog mit einem meiner Lieblings-Finanz-Debattanten (kein Finanzprofi, sondern ein kritisch-politischer Verbraucher), den ich heute – stellvertretend für die große Menge ähnlich wirtschaftspessimistisch eingestellter Menschen – „DiedunkleZukunft“ nennen möchte.
Vielleicht könnt auch Ihr den ein oder anderen Denkansatz nutzen?

aw: Panikmache, Stammtischpolemik und die daraus folgende Kopf-in-den-Sand-Steckerei (oder das unreflektierte Investieren) bringt uns sicher nicht weiter. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, wenn also ein „Institut“ – hier zufällig für Schweizer Anlageimmobilien! – eine solche Studie interpretiert, denn ihr Fazit kann nur sein: „Leute, flüchtet in Immobilien! Dies wird Eure einzige Rettung vor den bösen, bösen Machenschaften der Politik sein!“

DiedunkleZukunft (DdZ): Wieso, das sind doch die wahren Aussichten innerhalb der nächsten 5 Jahre.
Deutschland erreicht das Niveau heutiger Schwellenländer. Und die Politik macht so weiter wie bisher, das heißt: massiv weiterer Aufbau von Staatsschulden.

aw: Woran misst Du dieses „Niveau heutiger (und welcher) Schwellenländer“?
Welche Folgen hätte das für den Einzelnen und was kann derjenige (der davon überzeugt ist) dagegen tun?
Ich finde: Kritik ist durchaus angebracht, aber hoffnungslose Schwarzmalerei und manipulative Berichterstattung bieten doch keine Lösungsmöglichkeiten.

Comic Bomb VectorDdZ: Diese Frage ist in kurzer Form kaum zu beantworten. Fakt ist aber, dass die ältere als auch die jüngere Geschichte belegen, dass nur Inflation und darausfolgende anschließende Währungsreformen einen Staatsschuldenschnitt und den Neuanfang ermöglichen konnten.

Und so wird es sich auch innerhalb der nächsten 5 Jahre wiederholen.

Dabei werden diejenigen, die auf vielfältige Weise Vorsorge betrieben haben, alles, definitiv alles verlieren.
Sparguthaben und Altersversorgungen werden weniger als die Hälfte an Wert haben, wenn denn überhaupt.
Und: es wird sich weltweit abspielen, nicht nur europäisch.

aw: Du sagst: „Dabei werden diejenigen die auf vielfältige Weise Vorsorge betrieben, alles, definitiv alles verlieren.“
Werden sie wirklich alles, definitiv alles, verlieren?
Die „vielfältige Weise“, also die Diversifikation, sollte doch in gewissem Rahmen schützen? (Stichwort Unternehmensanteile, Aktien, Sachanlagen)

Und wenn die Sparguthaben und Altersversorgungen von ALLEN weniger als die Hälfte an Wert haben werden, so sind diese <= 50% doch immer noch mehr als das, was andere vorher schon nicht hatten?
Verlieren also alle 50%, so sind die verbleibenden 50% doch die neuen 100%! 

DdZ: Das, liebe Anette, wird meines Erachtens leider nicht so sein. Der Vorgang ist integral zu sehen und macht vor Aktien, die ohnehin überbewertet sind, nicht halt. Es hilft nichts, auch Du wirst arm wie eine Kirchenmaus sein.

aw: Dazu müsste ja nicht nur die Weltwirtschaft komplett zusammenbrechen, sondern es müssten auch Umstände herrschen, die mich und alle anderen, die verteilt und vorgesorgt haben, dazu zwingen, Europa innerhalb weniger Stunden mit nichts als meinem Schlafanzug auf der Haut zu verlassen.
So schwarz kann und mag ich nicht in die Zukunft sehen.

Und: falls es doch so weit käme, so wäre es ja durch keinerlei Vorsorge zu verhindern.
Optimistische junge FrauWie lebt es sich bi
s dahin denn besser?
In Sorge, Aggression und Wut versunken oder wachsam, achtsam vorsorgend und verhalten optimistisch?

 

Sie ist (nicht) vorbei, bye, bye,…!

Natürlich ist die Eurokrise nicht vorbei, aller Schönrederei zum trotz stehen die Wahrscheinlichkeiten für „ein dickeres Ende“ weitaus besser als dafür, dass es eine butterweiche Landung geben wird.
Es stellt sich also für uns alle die Frage: Wie richte ich mich finanziell ein und mit welcher inneren Haltung zur Zukunft lebe ich am besten?
Auch wenn wir gewohnt sind, defizitär zu Denken, so hat es uns in der Wirtschaft, in der Finanzberatung und in der Gesellschaft bisher nicht sehr weit gebracht.
Ist es vielleicht an der Zeit, es mit einem gelasseneren, lösungsorientiertem Ansatz zu versuchen?

 

 

Weitere Artikel von mir zur Eurokrise
-> Warum es vollkommen egal ist, was uns der Euro kostet
-> Zypern ist nicht in Deutschland
-> Niedrige Zinsen – so what?

 

 

P.S.: Ich freue mich, über jedes Feedback und Anregung zu diesem (und auch anderen) Beiträgen.
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