Gute Ideen wollen unterstützt werden. Christa Goede hat sich getraut, ihre authentische Geschichte zu veröffentlichen und ist auf große Resonanz im Netz gestoßen. Mutmach-Geschichten kann es nicht genug geben, dachte sie sich – und so war die Idee zu ihrer Blogparade geboren.
Hier ist meine:

„Ich rolle die Bankenwelt von hinten auf!“

Das ist meine Vision seit 4 Jahren (edit: mittlerweile sind es fast 10 Jahre). Harter Tobak, große Worte.
Wie kommt denn bitteschön eine einzelne, kleine Bankerin dazu, sich selbst einen solchen Auftrag zu erteilen?
Und weiter: angesichts der Macht und Arroganz der Finanzindustrie kann ein solches Vorhaben ja nur blanke Utopie sein, oder?

Ich kam zu dem Auftrag, wie die Mutter zum Kinde: ich habe keine Ahnung, was passiert ist! 😉

Eines Tages war es einfach vorbei mit meiner Branchenloyalität, mit meiner Rechtfertigungssuche gegenüber Kunden, Kollegen und meinem Gewissen.
Die Entscheidung zum Selbständigmachen war nicht schwierig und auch nicht wirklich mutig, denn sie war unausweichlich: ich liebe meinen Job, ich bin eine der besten meiner Profession und ich kann mir einfach nicht vorschreiben lassen, dass Menschen Standardkunden sind, dass einzelne Produktedie Richtigen“ sind und dass Ertrag das einzige Ziel meines Berufstandes sein soll.

Und wenn der Prophet im eigenen Land nichts gilt, so klettert er eben auf den Berg um seine Botschaft zu verkünden…

Kurz vor meinem 20-jährigen Dienstjubiläum habe ich also meinen Job gekündigt und meine GmbH gegründet.

Eine freiberufliche Tätigkeit kam nicht in Frage, es sollte gleich deutlich seriös und richtig solide sein. Klotzen statt Kleckern.
Dass eine Neugründung im Finanzbereich nicht schnell ertragreich wäre und die notwendige Bürokratie erheblich ist, war mir klar – mich konnte aber nichts schrecken. Immerhin war doch offensichtlich, dass meine Idee einfach erfolgreich sein musste – und wenn ich halt ein oder zwei Jahre ohne Gehalt leben sollte, so what, ich hatte ja nicht umsonst vorgesorgt…

Gleich mein allererster Kunde hat mich dann aufs Kreuz gelegt. Ich hatte ihm eine komplette Finanzierung für seinen geplanten Hauskauf umgesetzt – und am Tag der Notarunterschrift hat er sich entschieden, das Haus doch nicht kaufen zu wollen. Auch meine Rechnung wollte er nicht bezahlen – denn er wusste plötzlich nicht mehr, dass meine Arbeit – unabhängig von der Finanzierung, die er ja nicht mehr brauchte – bezahlt werden sollte.
Lehrgeld hatte ich ja auch einkalkuliert, also, Zähne zusammenbeißen und mutig weitermachen. Ich hatte ja was dazugelernt, Dank dafür.

Anonsten sah das alles ziemlich gut aus, meine Fachartikel und Kolumnen wurden gern gelesen, ich wurde allenthalben gelobt – und ja, wenn ich Interessenten von meiner Arbeit erzählte, so fanden sie sie spannend, fair und logisch: „So funktioniert Finanzberatung ganz bestimmt!“.
Es kam aber fast keiner.

Nach dem ersten Jahr wurde es hart.

Ich konnte einfach nicht verstehen, dass die Honorarberatung so schwierig umzusetzen sein sollte – immerhin arbeite ich nach Stundensatz und nicht – wie viele Kollegen – prozentual nach Vermögen. Zum Teil verdienen die richtig gutes Geld, was also machte ich falsch? Ich wollte nicht die Dicken, Großkopferten in der Jagd nach mehr unterstützen, ich wollte allen helfen, wollte es richtig machen, Träume und Wünsche meiner Kunden verwirklichen.

Meine Rücklagen schwanden, meine Selbstzweifel wuchsen und ich suchte neue Wege, Menschen – Kunden! – zu finden.

Der Weg ist das Ziel!

Nachdem ich dann nochmal kräftig Lehrgeld gezahlt hatte, traf ich dann Grischa Schulz von den Geldlehrern e.V.

Finanzbildung. Völlig neues Wort. Völlig neuer Ansatz. Ich war Feuer und Flamme, investierte mein fast letztes Geld in die Geldlehrerausbildung und wusste nach diesen Tagen: das ist mein Ding!

Okay, es ist ehrenamtlich.
Okay, Du musst Dir die Schule selbst suchen.
Okay, Du läufst mal wieder gegen das Mißtrauen an (Da muss doch was anderes hintendran stecken. Das macht doch keiner einfach so?).
Egal.

Denn nun hatte ich das Instrument gefunden, mit der ich meinen Plan verwirklichen kann:

Nicht ich rolle die Bankenwelt von hinten auf, die Menschen, Verbraucher, Kunden selbst ändern das Finanzsystem! Mit meiner Hilfe!

Ich gebe ihnen – sowohl im Ehrenamt als auch in der Honorarberatung das Wissen (und noch viel mehr) in die Hand, selbst nachrechnen zu können…
…also lässt sich keiner mehr über den Tisch ziehen und am Ende sind die Banken und Versicherungen gezwungen, faire Produkte zu konstruieren, denn sonst können sie nichts mehr verkaufen:

Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!

 

Soweit zur Logik.
Das Konsequenteste an mir scheint mein Idealismus zu sein.

Im dritten Jahr war ich am Ende. Nervlich, finanziell und emotional.
Rabenmutter mit lockeren 45 Arbeitsstunden die Woche ohne einen Cent Gehalt. Im Gegenteil: die gesetzliche Krankenkasse möchte bitte den vollen Beitrag, denn ich bin ja GmbH – und Hausbesitzer. So als Großkapitalist wird man sich doch 400,- € Krankenkasse leisten können, so steht es ja im Gesetz…

Ich habe dann das getan, was ich am besten kann: gerechnet.

6 Monate schaff ich noch, wenn ich dann nicht weiter bin, so mache ich zu. Zum Glück schulde ich niemandem etwas.

Im Kreisel gefangen, betriebsblind, zornig und deprimiert folgte ich dem Rat meines (tapferen und geduldigen) Ehegespons: ich engagierte einen Unternehmensberater.
Er sollte seine Kontakte spielen lassen, meine Marketingsprache überprüfen – mir irgendwie Kunden beischaffen! 
Es kam alles ganz anders. Denn ein Unternehmensberater schafft dir natürlich keine Kunden an – aber wenn er gut ist, holt er dich aus deiner Betriebsblindheit heraus. Was war die geld.wert GmbH denn? Eine x-beliebige Finanzberatung.
Nein, das auf keinen Fall – denn ich bin meine Firma. Und ich bin alles – aber nicht beliebig.
Wenn ich also selbst die Firma bin und meine Lösung die Finanzbildung ist – warum gehe ich den Weg nicht konsequent weiter? Will ich denn überhaupt Kunden, die keine Eigenverantwortung übernehmen wollen? …

Er schubste mich. Wir waren und sind nicht immer einer Meinung – aber er half mir, eine weitere Tür in meiner Denke aufzumachen.
Ich überarbeitete den Webauftritt komplett, wir erarbeiteten unter Geburtswehen einen neuen Folder und ich beendete die Zusammenarbeit mit meinem „dicksten“ Kunden – weil er einfach nicht mein Kunde war.

Schrittchen für Schrittchen…

geht es seither weiter.
Die 6 Monate sind schon lange vergangen, Großverdiener bin ich noch immer nicht – aber es geht voran.
Ich bin mit mir, meinem Weg und meiner Arbeit im Reinen.
Die allergrößte Freude ist es, zu beobachten, welche positiven Prozesse durch meine Workshops und die Beratungen in den Menschen ausgelöst werden: ich mache Finanztüren in Köpfen auf. Meine Kunden sind nicht nur zufrieden, sie sind selbstbewusst.
Und am Ende ist die (Eigen)Verantwortung der Nenner, auf dem alles zusammenläuft.

Ich bin deutlich, ich bin laut und ich bin präsent. Wer mich braucht, wird mich finden. 😉