Immer dieses Fachchinesisch! Irgendwie ist da nie so ganz klar was es eigentlich ist oder was es genau tut. Heute also die Restschuldversicherung.

Bitte was?

Eine Restschuldversicherung ist das Finanzprodukt, welches Dir sehr nah an Dein heftig klopfendes Herz gelegt wird, wenn du einen Konsumkredit, z.Bsp. zum Ablösen Deines Dispos, aufnehmen musst und keine Sicherheiten außer Deinem guten Namen und Deinem Gehalt stellst.
Salopp formuliert:
Du hast dich verschuldet, brauchst einen Kredit und bekommst zu diesem Kredit das Angebot gemacht, die Rückzahlung des Kredits zu versichern. Du sicherst also die Bank ab, dass sie auf jeden Fall ihr Geld wiederbekommt, egal was Dir passiert. Selbstverständlich darfst du das dann auch teuer bezahlen.

Welches Produkt steckt dahinter?

Das ganze ist eine Risikolebensversicherung, die genau auf Deinen neuen Kredit ausgelegt und für ihn abgetreten ist.
Wenn es für die Bank besonders gut läuft, baut man Dir auch gleich noch die passende Berufsunfähigkeitsversicherung und Arbeitslosenversicherung mit ein.
Das Argument ist klar:
Egal, ob Du stirbst, nicht mehr arbeiten kannst oder Dein Arbeitgeber Dir kündigt – in jedem Fall kommt die Bank sofort ihr Geld und Du (oder Deine Erben) müssen sich nicht mehr darum kümmern.

Was sich zuerst recht charmant anhört, hat einen riesig großen Haken: Diese Art Versicherung ist sehr teuer – und da Du das Geld für die Beitragszahlung ja nicht hast (sonst müsstest du ja keinen Kredit aufnehmen), sind die Banken besonders freundlich und finanzieren Dir die Beitragssumme vor, indem sie Deinem Kredit genau um die Summe aufstocken. Nett, nicht wahr?

So kann es locker passieren, dass Du eigentlich nur 8000,- € Kredit brauchst, aber schnell und problemlos 10.500,- € bekommst.
Nicht nur, dass Du jetzt also 2.500,- € zusätzlich ausgegeben hast, Du darfst jetzt also dementsprechend länger oder mit einer deutlich höheren Rate den Kredit zurückzahlen….

 

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Ich bin ja eine große Freundin davon, immer alle Seiten (auch den Rand) einer Medaille zu betrachten und wie du weißt, ist einer meiner Lieblingssätze „Es kommt darauf an…!“ – hier aber erlaube ich mir ein Pauschalurteil:

Wenn es irgendwie geht (!) rate ich Dir dringend von Restschuldversicherungen ab!

Und ja, Banken ist es höchstrichterlich untersagt, das eine Geschäft zur Bedingung für das andere Geschäft zu machen, sprich, sie können Dich eigentlich nicht dazu zwingen, die Restschuldversicherung zu machen weil sie Dir sonst den Kredit ablehnen.
In der Praxis ist das aber Schall und Rauch: Sie werden immer Gründe finden, einen Kredit abzulehnen oder die Zinsen so in utopische Höhen zu schrauben, dass du freiwillig das Weite suchst.
Falls das so ist: Ja, gehe zu einer anderen Bank. Da hier Neukundengschäft zu wittern ist, hast Du gute Chancen.
Alternativ kannst du auch anbieten, andere Sicherheiten (bestehende Rentenversicherung, Sparguthaben Deines Partners… wasauchimmer) zu stellen oder ihnen eine Risikolebensversicherung abzutreten, die Du selbst bei einem anderen Anbieter zu deinen Bedingungen abschließt.

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Falls Du mehr Zeit als 1 Minute hast, bitte hier:

Ein kleines Rechenbeispiel

(Weil ich mich bei dem Thema so gerne in Rage rede und es eine gute Gelegenheit ist, Dir ein wenig Geldrechnen aus der Finanzbildung zeigen zu können – sowas lernst Du alles in meinen Kursen und Seminaren):

Konsumkredit über 8000,- € mit hochanständigem Effektivzinssatz von 7,5% auf 6 Jahre.
-> Hier zahlst Du eine Rate von monatlich 137,37 € und bist dann durch.
–> An Zinsen hast du der Bank am Ende 1.890,60 € gezahlt. Ganz schön viel, aber naja, was will man machen?

Die Restschuldversicherungsvariante:
Konsumkredit über 8000,- € + 2.500,- € auf einmal gezahlter Versicherungsbeitrag, Kreditsumme also 10.500,- €. – dafür aber ein verbilligter Zinssatz von 6,5%.

a) Die Laufzeit bleibt gleich, aber die Rate erhöht sich.
-> Neue Rate auf 6 Jahre = 175,58 €
–> An Zinsen hast Du am Ende 2.141,48 € bezahlt.
—> Gesamtkosten der Versicherung, die Du eigentlich nicht bestellt hattest: 2.500,- + 509,88 = 3.009,88 €
Die Bank und die Versicherung verdienen an Dir stolze 4.641,48 €.

b) Entweder die Laufzeit wird länger, die Kreditrate bleibt aber bei 137,37 €.
-> Die Laufzeit verlängert sich auf 8 Jahre und 2 Monate.
–> An Zinsen hast Du am Ende 2.968,23 € bezahlt.
—> Gesamtkosten der Versicherung, die Du eigentlich nicht brauchst: 2.500,- + 706,44 = 3.206,44 €
Die Bank und die Versicherung verdienen an Dir stolze 5.468,23 €.